Farbkontraste entsteht immer dann, wenn sich zwei oder mehrere kontrastreiche Farben gegenüber stehen und es bildet sich meist eine gewisse Art von Spannung. Wir verbinden sie mit Aktivität, Kraft, Lebensfreude, aber auch mit Drama, Aggression, Härte oder großer Lautstärke. Dahingegen wirken nebeneinander liegende, gleiche Farben eher einfach, still oder monoton und ähnliche Farben rufen meist einen harmonischen, sanften oder melancholischen Eindruck hervor. In meinem ersten Semester an der HMKW Köln wurde uns die Aufgabe gestellt, diese Kontraste darzustellen und sie zu verstehen. Ich löste diese Aufgabe mit Grafiken aus geometrischen Figuren, die die verschiedenen Farbkontraste wiedergeben.
Der Schweizer Maler, Kunsttheoretiker und Kunstpädagoge Johannes Itten untersuchte die Wirkung von kontrastierenden Farben und entwickelte sieben Farbkontraste, die sich deutlich in ihrem Charakter unterscheiden. Dieser entwickelte die sieben Farbkontraste und gab ihnen Namen, so wie sie heute bekannt sind.
Farbe-an-sich-Kontrast: Der Farbe-an-sich-Kontrast entsteht, sobald mindestens drei reine, leuchtende Farben aufeinandertreffen. Den einfachsten, stärksten und wichtigsten Kontrast bilden die drei Primärfarben (Magenta-)Rot, Gelb und (Cyan-)Blau, meist ergänzt durch Grün. Dieser Kontrast wird meist bunt, entschieden, fröhlich, kraftvoll und laut, oft auch festlich wahrgenommen.
Hell-Dunkel-Kontrast: Der Hell-Dunkel Kontrast, oft auch Schwarz-weiß Kontrast genannt, entsteht dann, wenn helle und dunkle Farben gegenübergestellt werden. Dies passiert nicht nur bei Schwarz und Weiß, sonder auch bei Farben mit unterschiedlicher Eigenhelle. Zu den damit verbundenen Adjektiven gehören dramatisch, bedrohlich, aber auch kühl, nachdenklich, melancholisch oder mystisch.
Komplementärkontrast: Wie der Name schon vermuten lässt, stehen sich beim Komplementär-kontrast zwei Farben gegenüber, die komplementär zueinander sind. Das heißt, sie liegen sich im Farbkreis gegebüber. Der Komplementärkontrast erscheint meist aktiv, kraftvoll und grell, kann aber auch aggressiv und aufdringlich wirken.
Kalt-Warm-Kontrast: Bei diesem Kotrast stehen sich warme und kalte Farben gegenüber. Die meisten Menschen verbinden mit warmen Farben gelb und rot, kalte Farben mit blau und weiß. Der Kalt-Warm Kontrast kann gefühlvoll, klangvoll, aber auch unentschlossen und unwirklich wirken.
Qualitätskontrast: Unter Farbqualität versteht man den Reinheits- oder Sättigungsgrad von Farben. Werden reine, gesättigte gegenüber getrübten Farben gestellt, sieht man einen Qualitätskontrast. Die Trübung der reinen Farben, also die Verminderung ihrer Intensität wird erreicht durch das Mischen mit: Schwarz, Weiß, Grau, oder der entsprechenden Komplementärfarbe. Der Qualitätskontrast kann still, ruhig und besänftigend wirken, aber auch erschütternd und depressiv.
Quantitätskontrast: Der Quantitätskontrast, auch als Mengenkontrast bekannt, ist eigentlich ein Form-kontrast. Er entsteht durch die Gegenüberstellung von vielen & wenigen, oder großen & kleinen Flächen. Insgesamt erzeugt der Quantitätskontrast Disharmonie, Unruhe und Spannung. Die kleineren oder wenigeren Formen können schutzbedürftig und zurückhaltend wirken, aber auch einsam und verloren.
Simultankontrast: Der Simultankontrast beschreibt das gleichzeitige, also simultane, Wechselwirken von nebeneinanderliegenden Farbflächen und lassen den Sehsinn in der Umgebung einer Farbe automatisch die Komplementärfarbe erzeugen. Derart empfundene Farben werden als induzierte Farben bezeichnet. So wirkt das Gelb in der blauen Fläche leicht grün, das Gelb in der roten Fläche strahlt jedoch mehr.